Eine Handvoll Fragen an Dana Manthey zur Förderung „Sozialer Innovationen“ durch die Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg (WFBB)

Bedingt durch Strukturwandel, Fachkräftemangel und demografische Veränderungen steht das Land Brandenburg vor komplexen arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Herausforderungen. Um diesen Entwicklungen gezielt zu begegnen, sind innovative, praxisnahe Lösungsansätze gefragt.

Durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und die WFBB werden unter anderem „Soziale Innovationen“ gefördert, die konkrete, nachhaltige und übertragbare Modelle zur Stärkung von Teilhabe, zur Sicherung von Beschäftigung und zur Zukunftsfähigkeit regionaler Arbeitsmärkte entwickeln. Diese können auch von den Landkreisen und kreisfreien Städten und in Bezug auf das kommunale Bildungsmanagement genutzt werden.

Wir sprachen mit Dana Manthey von der Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg. Sie berät Interessierte, die über die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) Fördermittel des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie für ein Entwicklungs- oder Modellprojekt im Rahmen des ESF+-Förderprogramms „Soziale Innovationen“ beantragen möchten. Im Gespräch beleuchtet sie die Potenziale und bisherigen Mehrwerte solcher Projekte und wie diese mit dem kommunalen Bildungsmanagement zusammengedacht werden können.

Kommunen

stärken

Impulse

geben

Vernetzung

fördern

Soziale Innovationen sind Projekte, die neue und praxisnahe Ansätze zur Bewältigung arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischer Herausforderungen in Brandenburg entwickeln und erproben. Ziel ist es, Menschen und Unternehmen bei der Anpassung an technologische, ökologische und demografische Veränderungen mit übertragbaren und nachhaltigen Lösungen zu unterstützen. Gerne zitieren wir Hans-Werner Franz: „Wenn Viele etwas anders machen, ist es eine soziale Innovation.“

Wichtige Bereiche sind unter anderem die Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung, Aktivierungsmaßnahmen für alle Arbeitssuchenden – insbesondere junge Menschen -, Langzeitarbeitslose, benachteiligte Gruppen und Nichterwerbspersonen, und die Förderung der Anpassung von Arbeitskräften und Unternehmen an den Wandel.

Gefördert werden Projekte, die konkret auf die Arbeitsmarktintegration, die Zusammenarbeit von Sozialunternehmen und Wohlfahrtsverbänden, die Stärkung des ländlichen Raums, den Umbau von Arbeits- und Produktionsprozessen oder die Sicherung von Fach- und Arbeitskräften einzahlen. Bei allen Projekten ist entscheidend, welche Lösungen für die jeweilige beschäftigungs-/arbeitsmarktrelevante Herausforderung in der Region bereits existieren. Konzepte müssen klar den Mehrwert, die Innovation, Synergien sowie die lokale Verankerung belegen – daher sind unter anderem Stakeholderanalysen zentral.

Für den Bereich Beschäftigung steht zum Beispiel das Projekt „Lerni“: Es nutzt Virtual Reality zur Fachsprachvermittlung in Medizin und Pflege für nicht-deutschsprachige Fachkräfte, um deren Arbeitsmarktzugang zu verbessern. Im Bereich Anpassung an den Wandel zeigt „Zukunft-Lausitz: Unterstützung des Strukturwandels durch Erweiterung bestehender Berufsfelder“, wie durch neue Ausbildungsinhalte und bessere Kooperation von Betrieben und Schulen der Strukturwandel in der Lausitzer Energiebranche unterstützt werden kann. Zur nachhaltigen Entwicklung dient „Upcycling Eberswalde“ als Beispiel – ein Projekt zur Beschäftigungsförderung und Entwicklung einer nachhaltigen Textil-Wertschöpfungskette vor Ort in Eberswalde. Trends wie KI oder VR sind beliebt, aber nur dann innovativ, wenn sie konkret zur Lösung einer arbeitsmarktbezogenen Herausforderung beitragen – nicht durch ihre Technik allein.

Aus meiner Sicht könnten Kommunen insbesondere im Bereich der arbeitsmarktorientierten Bildungsprojekte sozial innovativ handeln – immer mit dem Ziel, Bildungsgerechtigkeit und soziale Teilhabe zu stärken. Denkbar wären beispielsweise Projekte, die gezielt benachteiligte Zielgruppen ansprechen und sie über neue, niedrigschwellige Bildungsangebote auf eine nachhaltige Integration in Ausbildung und Arbeit vorbereiten.

Hier könnten Bildungsbüros eine zentrale Rolle übernehmen, indem sie koordinierende Funktionen wahrnehmen und Akteur*innen gezielt zusammenbringen. Ein großes Potenzial sehe ich auch in Projekten, die Kooperationen zwischen Schulen, Unternehmen, Sozialträgern sowie Gemeinschaftsunterkünften für Menschen mit Fluchtgeschichte oder Migrant*innenorganisationen stärken – etwa im Kontext der Fachkräftegewinnung und -entwicklung. Bildung kann hier als verbindendes Element wirken, um gemeinsame Lösungen für drängende gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen zu entwickeln.

Die Stoßrichtung des kommunalen Bildungsmanagements lässt sich aus meiner Sicht sehr gut mit den Ansätzen sozialer Innovationsprojekte verknüpfen, da sie in vielen Zielstellungen übereinstimmen. Greift das kommunale Bildungsmanagement das Thema „Fachkräftesicherung“ auf, verfolgen beide ein ähnliches Ziel: die Beschäftigungsfähigkeit in der Region zu stärken. Dabei geht es insbesondere darum, Kompetenzen zu fördern, Fachkräfte zu entwickeln und passgenaue Unterstützungsangebote für Unternehmen zu schaffen – immer unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten und spezifischen Bedarfe der Zielgruppen.

Ein weiteres gemeinsames Ziel ist die Förderung des lebenslangen Lernens. Sowohl das kommunale Bildungsmanagement als auch soziale Innovationsprojekte setzen sich für bessere Teilhabe- und Bildungschancen ein. Das betrifft verschiedene Bevölkerungsgruppen in Brandenburg – etwa junge Menschen ohne Ausbildung, Beschäftigte, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte sowie ältere Arbeitnehmer*innen.

Auch die Integration in Ausbildung oder den Arbeitsmarkt ist ein verbindendes Anliegen. Insgesamt liegt eine große Schnittmenge in dem Bestreben, Bildungsgerechtigkeit durch innovative, niedrigschwellige und partizipative Bildungs- und Weiterbildungsangebote zu fördern – immer mit dem Ziel, nachhaltige Strukturen zu schaffen, die den sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen vor Ort gerecht werden.

Aus meiner Sicht ergibt es in vielen Fällen großen Sinn, kommunales Bildungsmanagement und soziale Innovationsprojekte zusammen zu denken – insbesondere dann, wenn diese Projekte einen starken regionalen Bezug haben und Bildungs- sowie Arbeitsmarktaspekte verbinden sollen. Das kommunale Bildungsmanagement verfügt über wertvolle Kenntnisse der regionalen Gegebenheiten, etwa zu den Bedarfen lokaler Unternehmen oder bestehenden Bildungslücken in der Bevölkerung. Diese Kenntnisse sind entscheidend, um Projekte bedarfsorientiert auszurichten und wirksam zu gestalten. Zudem bringt es relevante Akteur*innen aus Verwaltung, Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft zusammen und schaffen damit tragfähige Netzwerke, die für den Erfolg sozialer Innovationen essenziell sind. Gerade wenn es darum geht, Bildungs- und Arbeitsmarktangebote miteinander zu verzahnen, kann das kommunale Bildungsmanagement eine Schlüsselrolle spielen. Deren Einbindung erhöht nicht nur die Passgenauigkeit von Projekten, sondern auch deren Anschlussfähigkeit an bestehende kommunale Strukturen – was langfristig die Nachhaltigkeit und Wirkung der Vorhaben stärkt.

Kooperationen sind grundsätzlich möglich und auch ausdrücklich erwünscht – insbesondere, wenn es darum geht, komplexe Herausforderungen im Bildungsbereich gemeinsam zu bewältigen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass nur eine Organisation, ein Unternehmen, eine Kommune oder eine Einzelperson als Antragstellerin auftreten kann.

Dieser übernimmt die vollständige Verantwortung für die ordnungsgemäße Verwendung der Fördermittel. Eine direkte Weiterleitung der Mittel an weitere Kooperationspartner*innen ist nicht zulässig. Dennoch können Verbünde sehr effektiv arbeiten – etwa im Rahmen von Entwicklungsprojekten, in denen gemeinsam mit verschiedenen Partner*innen an Machbarkeitsstudien oder an der Konzeption zukünftiger Betreiber- oder Genossenschaftsmodelle gearbeitet wird. Ziel ist dabei stets die Entwicklung sozial-innovativer und beschäftigungsrelevanter Lösungen. Kooperationspartner*innen bringen dabei ihre jeweiligen Stärken ein, sei es durch Fachwissen, Netzwerke oder Infrastruktur. Gerade in solchen Konstellationen ist eine fundierte Stakeholderanalyse entscheidend: Wer bringt was mit? Welche Interessen sind zu berücksichtigen? Wer dazu Fragen hat, kann sich selbstverständlich gern an uns wenden.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ein Landkreis beantragt die Förderung für ein Modellprojekt zur Weiterbildung im Bereich erneuerbare Energien. Kooperationspartner sind in diesem Fall die Handwerkskammer, regionale Unternehmen und ein Weiterbildungsträger. Sie alle bringen ihr Know-how ein und unterstützen aktiv bei der Umsetzung des Projekts. Die Projektverantwortung – einschließlich der Mittelverwendung – liegt jedoch vollständig beim Landkreis. Natürlich müsste ein solches Beispiel noch weiter konkretisiert, spezifiziert und plausibilisiert werden, aber es zeigt bereits anschaulich, wie Kooperationen im Rahmen des Förderprogramms funktionieren können.

Die WfBB bietet regelmäßig Informationsberatungen und Veranstaltungen zu richtlinienspezifischen Fragen an. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise eine Ideenwerkstatt durchgeführt, in der die Anforderungen an eine erfolgreiche Antragstellung ausführlich erläutert wurden. In diesen Veranstaltungen erhalten die Teilnehmenden einen umfassenden Überblick über die Förderkriterien und Schwerpunkte des Programms. Außerdem unterstützen wir sie bei der Entwicklung innovativer Projektideen und weisen auf typische Fallstricke hin. Bewährte Ansätze aus der inhaltlich-fachlichen Programmbegleitung fließen ebenfalls in die Beratung ein.

Wir laden interessierte Kommunen herzlich ein, sich bei uns zu melden – etwa für eine Infoberatung oder einen Workshop zum Programm „Soziale Innovationen in Brandenburg“.

© Screenshot des Wirkometers. Es ist ein kostenfreies Angebot von PHINEO und der DFL Stiftung.

Als Wirkungsmanager*innen legen wir in unseren Beratungen großen Wert auf Wirkungsorientierung. Diese sollte von Anfang an bei der Konzeption über die Umsetzungsphase bis hin zur Abschlussphase – besonders bei Modellprojekten – mitgedacht werden. Hilfreiche Instrumente sind hier beispielsweise der Wirkometer sowie das PHINEO-Wirkungsstufenmodell. Zukünftig werden wir die Modellprojekte im Rahmen einer Transfer- und Öffentlichkeitsarbeitsstrategie noch intensiver begleiten. Dabei setzen wir verstärkt auf ein Internetportal, Social Media sowie auf die Kooperations- und Kommunikationsplattform der WFBB. Aber vielleicht nochmal abschließend: Wenn eine Idee da ist, empfehle ich von dem Gefühl zu einem Projekt zu kommen. Hierfür ist insbesondere das Wirkometer ein effizienter Einstieg!


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