1. Entwicklungsforum Fachkräftesicherung

Am 10. Juli 2024 fand das erste Entwicklungsforum der Regionalen Entwicklungsagentur für kommunales Bildungsmanagement (REAB) Brandenburg im Festsaal des Alten Rathauses in Fürstenwalde statt. Im Rahmen der Entwicklungsforen werden Herangehensweisen und Handlungsoptionen für die kommunalen Bildungslandschaften entlang relevanter Bildungsthemen beleuchtet und diskutiert.

Das erste Entwicklungsforum widmete sich dem Thema Fachkräftesicherung. Die regionale Fachkräftesicherung ist eine komplexe Querschnittsaufgabe mit vielfältigen Überschneidungen kommunaler Handlungsbereiche. Kommunen können mittels eines kommunalen Bildungsmonitorings eine datenbasierte Wissensbasis schaffen, die als Ausgangspunkt für die Strategieentwicklung und Steuerung der Fachkräftesicherung genutzt werden kann. Gleichwohl ist eine frühzeitige Einbindung relevanter regionaler Akteur*innen (z.B. Wirtschaftsförderungen, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Bundesagentur für Arbeit, Jobcenter, Weiterbildungsträger, Volkshochschulen sowie Integrationsbeauftrage und -netzwerke) sinnvoll, um Handlungsfelder für die gemeinsame Arbeit in einem Netzwerk zu definieren und umzusetzen.


Herangehensweisen: Bildungsmonitoring und Netzwerkarbeit – Herangehensweisen für eine erfolgreiche Fachkräftesicherung

Dr. Stefanie Hildebrandt, Leiterin der REAB Brandenburg, präsentierte in einem kurzen Impulsvortrag Herangehensweisen für eine erfolgreiche Fachkräftesicherung. Zwei Aspekte der Fachkräftesicherung im Kontext der kommunalen Bildungssteuerung wurden in den Fokus gerückt: Bildungsmonitoring und Netzwerkarbeit. Bislang stützen sich kommunale Analysen und verfügbare Orientierungshilfen vor allem auf die aktuellen Engpässe am Arbeitsmarkt. Soll die Fachkräftesicherung auch Teil einer kommunalen Bildungsstrategie werden, so braucht es eine datengestützte und argumentative Verknüpfung der möglichen Mechanismen, die eine künftige Fachkräftesituation bestimmen. Dazu gehört, dass Klarheit darüber gewonnen wird, welche Faktoren durch eine systematische Bildungsgestaltung beeinflusst werden können. Zentrale Einflussfaktoren sind zum einen quantitative Fachkräftepotenziale, die sich aus den Erwerbspersonen und Bildungsteilnehmer*innen ergeben, die dem Arbeitsmarkt und Ausbildungssystem zu Verfügung stehen, und qualifikatorische Fachkräftepotenziale, die sich aus den während der Bildungsetappen erworbenen beruflich relevanten Abschlüssen und angeeigneten Kompetenzen ergeben.

Die genannten Faktoren lassen sich in Kontenpunkten am Arbeitsmarkt zusammenführen. Diese zeigen, welche kommunal und regional dominanten Berufe vorherrschen, welche Fachkräfteengpässe sich zeigen und was künftig bedeutende Berufe und Fachkräftebedarfe sind. Soll die Fachkräftesicherung auch Teil einer kommunalen Bildungsstrategie werden, so braucht es eine datengestützte und argumentative Verknüpfung der möglichen Mechanismen, die eine künftige Fachkräftesituation bestimmen.

Ein Netzwerkmanagement kann hierbei hilfreich sein. Folgende Eckpunkte sind dabei zu beachten: (1) Kommunen sind Netzwerkknoten und Vermittler*innen zwischen Bedarfen und Interessen der Wirtschaft, den Bildungseinrichtungen und (künftigen) Fachkräften. (2) Fachkräftesicherung setzt Wissen voraus, das nicht an einer Stelle, sondern aus unterschiedlichen Kontexten zusammengetragen werden muss. (3) Fachkräftesicherung ist (k)ein „neues“ Problem; es erfordert innovative und kooperative Lösungen. Initiativen zur Fachkräftesicherung können nur im Schulterschluss mit regionalen Akteur*innen gelingen. (4) Fachkräftesicherung ist eine Herausforderung, die auch latente Interessensgegensätze birgt.

Im Sinne einer kommunalen Bildungssteuerung erweisen sich zur Bearbeitung des Themas Fachkräftesicherung folgende Schritte als gangbar: Die Zielstellungen klären – bildungspolitische Ziele formulieren bzw. aufnehmen, die Datenbasis zur kommunalen Fachkräftesituation schaffen, die Interpretation der Daten im gemeinsamen Diskurs mit den vor Ort relevanten Akteur*innen, Netzwerke und Austauschplattformen mit den relevanten Akteur*innen aufbauen, Maßnahmen in Kooperation mit den relevanten Akteur*innen planen, beschließen, durchführen und evaluieren.


Aus der kommunalen Praxis: Blitzlichter zur Fachkräftesicherung im Landkreis Oder-Spree

Frau Wollschläger, Leiterin Sozialplanung und Controlling, präsentierte die Ziele des Landkreises Oder-Spree im Rahmen des Programms „Bildungskommunen“ sowie insbesondere die Herangehensweisen zur Fachkräftesicherung im Landkreis. Als anschauliches Praxisbeispiel, wie Ergebnisse eines Bildungsmonitorings aufbereitet werden, teilte Frau Wollschläger mit den übrigen Teilnehmenden Berichte zu den Themen Schulische Bildung und Frühkindliche Bildung, die hier eingesehen werden können.


Austausch: Wohin des Weges – Schwerpunkte, Fragestellungen und Herausforderungen in den Kommunen

Während der ersten Arbeitsphase tauschten sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen zu Herausforderungen und Fragestellungen zum Thema Fachkräftesicherung, Good-Practice-Beispielen sowie Bedarfen und Wünschen an die REAB Brandenburg aus. Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum vorgestellt.

„Welche Frage zum Thema Fachkräftesicherung beschäftigen Sie aktuell? Welchen Herausforderungen begegnen Sie?“

  • Wie gestaltet man den Landkreis so, dass er attraktiv für Fachkräfte ist?
    Die Frage zielt u.a. auf den Standort Kommune ab und die Schaffung eines attraktiven Angebotes.
  • Was sind die Zukunftsberufe und wie kann man hierzu einen Überblick gewinnen?
    Hier geht es darum, mehr Wissen zu generieren, welche Entwicklungen im Land Brandenburg und in den jeweiligen Regionen zu erwarten sind und wie sich die Bedarfslagen verändern werden.
  • Wie hält man die Jugend im ländlichen Raum?
    Gestellt wurden die Fragen, wie man ausreichend Bindekräfte in ländlichen Raum entwickelt und wie die Kompetenzen und Interessen der Jugend mit der Berufsorientierung gut ineinandergreifen können.
  • Wie kann die Integration von Fachkräften gelingen?
    Dazu gehört auch die Frage, wie Menschen mit Fluchterfahrung besser integriert werden können. Beobachtet wird ein Zuzug von ausländischen Arbeitskräften, die jedoch in Deutschland oft nur eine Hilfstätigkeit ausüben. Wie können Sprachkenntnisse gestärkt und Qualifikationen anerkannt werden, damit diese Menschen, ihrer Qualifikation entsprechende Tätigkeiten ausüben können?
  • Wie können auch Menschen mit Behinderungen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden?
    Dahinter steht das Anliegen, Abschlüsse an Förderschulen zu stärken. Beobachtet wird auch eine negative Entwicklung an den OSZ. Wie lässt sich der Trend aufhalten?

Good Practice: „Welche gelungenen Beispiele fallen Ihnen zum Thema Fachkräftesicherung ein? Denken Sie an Ihre eigene und auch an andere Kommunen.“

  • Matching:
    Als erfolgreiche Herangehensweise wurde eine Zusammenführung von potenziellen Arbeitskräften und Unternehmen genannt, beispielsweise im Rahmen von Messen für Schüler*innen oder Praktikumswochen, durch von Bildungsträgern durchgeführten Informationsveranstaltungen für Unternehmen oder durch Unternehmensstammtische, zu denen politische, schulische und bildungsrelevante Akteur*innen eingeladen werden.
  • Zusammenschluss:
    Mehrere Netzwerke, die zum selben Thema arbeiten, zusammenzuschließen, um von Synergien zu profitieren und Doppelstrukturen zu vermeiden, hat sich als erfolgreich erwiesen.
  • Beteiligung:
    Schüler*innen wissen am besten selbst, was sie benötigen und können beispielsweise über die Einladung von Schüler*innenvertretungen zu relevanten Gremiensitzungen beteiligt werden.
  • Gemeinsame Werkzeuge:
    Es braucht kommunenübergreifende Werkzeuge! Als Beispiel wurde www.barumboerse.de genannt – eine gemeinsame Plattform für Wirtschaftsinformationen aus den Landkreisen Uckermark und Barnim. Auch eine Berufsorientierung für Schüler*innen über Apps könnte zielführend sein.

Impuls – Handlungsoptionen: Die Kunst der Verbindung – Strategien erfolgreicher Netzwerkarbeit

Dr. Hielscher​, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz, stellte den Teilnehmenden Strategien für eine effektive Verwaltung bestehender sowie erfolgreiche Kreierung neuer Netzwerke vor. Hierbei sind drei Punkte zu benennen, die entscheidend für das Gelingen eines Netzwerkes sind. Dies ist das Finden eines gemeinsamen Ziels der Netzwerkpartner*innen und die darauf aufbauende Spezifizierung einer Strategie, mit der man das vorher gemeinsam erarbeitete Ziel erreichen kann. Des Weiteren die Auswahl der teilnehmenden Institutionen, die möglichst vielfältig sein soll und aus einflussreichen, für das Ziel relevanten Akteur*innen besteht. Zuletzt eine Hierarchie im Netzwerk, die aus einer Institution auf der Entscheidungsebene besteht, die eine maßgebliche Rolle in den Netzwerktreffen einnimmt und hierbei klare, für das zuvor erarbeitete Ziel sinnvolle Entscheidungen treffen muss.

Das Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz erstellte mit dem Programm nodegoat eine Übersicht über das Bildungsnetzwerk in der Lausitz. Am 09. September 2024 ging die Plattform online. Weitere Informationen dazu gibt es hier.


Vernetzt: Netzwerke erkennen, analysieren, auf- und ausbauen

In der folgenden zweiten Arbeitsphase beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Netzwerken zum Thema Fachkräftesicherung in ihren jeweiligen Kommunen. Relevante Akteur*innen und Netzwerkpartner*innen wurden auf Karten notiert und die Art der Kooperation zwischen Akteur*innen mit verschiedenfarbigen Fäden dargestellt und anschließend reflektiert.

Zuletzt fanden sich die Teilnehmenden zu einer Abschlussrunde zusammen, in der sich die Organisator*innen für die Gastbeiträge und den Austausch bedankten und alle Teilnehmenden um eine Rückmeldung baten. Für große Zufriedenheit sorgte die Abwechslung zwischen theoretischen Impulsen sowie methodisch angeleiteten Austauschmöglichkeiten, die einen Einblick in die Arbeit in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten boten. Ansätze zur Vertiefung sahen die Teilnehmenden in der Frage, wie die Ausgestaltung der Fachkräftesicherung in den einzelnen Kommunen derzeit konkret gelingt und wie Erfahrungen untereinander bereitgestellt werden könnten. Darüber hinaus herrschte große Einigkeit bezüglich der Bedeutung von Kooperationen, die zum Teil noch weiter ausgebaut und gestärkt werden sollen, bspw. zwischen den Bildungsmonitorer*innen und den Landesministerien, zwischen den Landkreisen selbst, aber auch mit relevanten verwaltungsexternen Akteur*innen, wie bspw. der Wirtschaftsförderung.


Material


Weiteres zum Thema Fachkräftesicherung


Format Entwicklungsforum

Das Format Entwicklungsforum ermöglicht Bildungskommunen und weiteren interessierten Kommunen im Land Brandenburg, in einen persönlichen Fach- und Erfahrungsaustausch zum Thema Fachkräftesicherung zu treten.

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