Oktober 2021

Lernlücken schließen

Das 10. Netzwerktreffen Bildungsmonitoring gibt Impulse für Maßnahmen zur Abmilderung coronabedingter Lernrückstände

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatten und haben Bund, Länder und Kommunen in den letzten anderthalb Jahren zahlreiche Einschränkungen im Bildungsbetrieb beschlossen. Bildungsprozesse und Unterricht fanden dadurch in veränderter und häufig reduzierter Form statt.

Welche Ansatzpunkte haben Kommunen, um die Auswirkungen der Schulschließungen für die Kinder und Jugendlichen abzumildern? Welche Rolle kann das Datengestützte Kommunale Bildungsmanagement dabei einnehmen? Wie kann das Bildungsmonitoring aktuelle Themen wie die Corona-Pandemie aufgreifen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Mitglieder des Netzwerks Bildungsmonitoring in Bad Belzig bei ihrem 10. Treffen.

Zur aktuellen Forschungslage in Bezug auf den Bereich der allgemeinbildenden Schulen und zu möglichen Ansatzpunkten gab Detlef Fickermann, Redaktionsvorsitzender der Zeitschrift „Die Deutsche Schule“, in seinem Vortrag Impulse.

Durch die zeitweisen Schulschließungen und veränderte Formen des Unterrichtens („Fernunterricht“) muss angenommen werden, dass den Schüler*innen während des „Distanzlernens“ nicht der gleiche Lernstoff angeboten wurde, wie im regulären Lehrplan vorgesehen. Lernlücken sind also zu erwarten. Psychosoziale Belastungen bei Schüler*innen lassen sich zusätzlich empirisch belegen. Wie und ob sich die Lernlücken jedoch hinsichtlich der sozialen Herkunft und der Familiensprache der Schüler*innen unterscheiden, wie groß eventuelle regionale Unterschiede, Schulformunterschiede Unterschiede in den verschiedenen Klassenstufen, in unterschiedlichen Fächern, beim Unterricht verschiedener Lehrkräfte sind ist empirisch (noch) nicht untersucht. Flächendeckende Lernstandserhebungen werden erst Anfang des Schuljahres 2021/2022 in einigen Bundesländern durchgeführt. Unklar ist bisher in der empirischen Forschung auch, ob Schüler*innen durch die erweiterten Unterrichtsmethoden ggf. andere Kompetenzen (IT-, Medienkompetenz) erworben haben.

Das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ zielt darauf ab, dass die Lernlücken der Schüler*innen durch unterschiedliche Maßnahmen zu schließen. Wie kann dies effektiv und effizient von den beteiligten Akteuren wie Bund, Ländern, Kommunen unterstützt werden?

Zunächst brauche es, so Fickermann, eine belastbare und differenzierte Befundlage zu Lernrückständen, die eine Grundlage zur Mittelverteilung für Förderangebote sein könne. Aus der Forschung zur individuellen Unterstützung von Schüler*innen sind mehrere Maßnahmen bekannt, die auch in der aktuellen Situation hilfreich sind: Ein gemeinsamer Referenzrahmen, die Abstimmung zwischen Lehrenden und Anbietern von Fördermaßnahmen und der Abschluss von Lern- und Fördervereinbarungen mit allen Beteiligten (Schüler*innen, Eltern, Lehrende, Anbieter*innen von Fördermaßnahmen) sind probate Maßnahmen, die den Erfolg von außerschulischer Lernförderung positiv beeinflussen. An dieser Stelle kann ein enges Netzwerk in der Bildungslandschaft, unterstützt und koordiniert durch das Datenbasierte kommunale Bildungsmanagement vor Ort ein entscheidender Faktor in der Umsetzung der Maßnahmen sein. Zudem schlägt Herr Fickermann formative Assessments und eine Zwischenevaluation der Maßnahmen nach dem ersten Schulhalbjahr vor, so dass ggf. rechtzeitig nachgesteuert werden kann.

Detlef Fickermann gab in seinem Impuls einige Anregungen zu möglichen Datenquellen und Ansätzen für ein kommunales Bildungsmonitoring. In der anschließenden Arbeitsphase erweiterten die Teilnehmenden diese Vorschläge um eigene Ansatzpunkte.

Eine umfassende Analyse ist anhand verfügbarer Daten für das kommunale Bildungsmonitoring (noch) nicht möglich. Dennoch konnten möglicherweise hilfreiche Ansatzpunkte identifiziert und diskutiert werden. Am zweiten Tag des Netzwerktreffens Bildungsmonitoring diskutierten die Teilnehmenden Chancen und Herausforderungen in der Umsetzung eigener Erhebungen.

Detlef Fickermann beim 10. Netzwerktreffen Bildungsmonitoring

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